
Das Wachstum am E-Book-Markt kehrt auf Vor-Pandemie-Niveau zurück. Die Zahl der Käufer*innen geht zurück. Das meldet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Aber: Wie sieht es mit dem Wachstum bei den Nicht-Käufer*innen aus, die E-Books nicht kaufen, sondern ausleihen?
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels meldet in Kooperation mit GfK Entertainment halbjährlich die Entwicklung auf dem E-Book-Markt. Nun gibt es die Zahlen für das erste Halbjahr 2022.
Demnach ist das Wachstum am E-Book-Markt auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt. In der Pressemeldung des Börsenvereins heißt es:
»Nachdem der Umsatz mit E-Books auf dem Publikumsbuchmarkt in den ersten Halbjahren 2020 (17,8 Prozent) und 2021 (9,6 Prozent) vorübergehend deutlich gestiegen war, nahm er in den ersten sechs Monaten 2022 nur noch um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Der Umsatzanteil der E-Books am Publikumsbuchmarkt stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent. Es wurden rund 20,9 Millionen E-Books verkauft, ein Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021.
Die Anzahl der Käufer*innen sank um 7,1 Prozent auf rund 2,5 Millionen (erstes Halbjahr 2021: rund 2,7 Millionen, damals minus 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Die Kaufintensität nimmt jedoch weiterhin zu. Das erklärt, warum Umsatz und Absatz trotz des Rückgangs an Käufer*innen leicht gestiegen sind. Die Käufer*innen erwarben im ersten Halbjahr 2022 pro Kopf mehr E-Books und gaben auch mehr dafür aus: Mit 8,4 E-Books kauften sie im Schnitt mehr Titel als im Vorjahreszeitraum (2021: 7,6 Stück). Die Ausgaben insgesamt pro Käufer*in erhöhten sich um 10,8 Prozent auf 54,52 Euro.«
Der von den Käufer*innen im Schnitt für ein E-Book bezahlte Preis erhöhte sich leicht um 0,4 Prozent auf 6,48 Euro.
Belletristik hat beim E-Book-Markt mit 85,5 Prozent die Nase vorn
Der Umsatzanteil der Belletristik liegt im 1. Halbjahr 2022 bei 85,5 Prozent. Er ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 2,0%-Punkte gestiegen. Das entspricht einem um 5,5-Prozent höheren Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Die Belletristik bleibt damit die mit Abstand bedeutendste Warengruppe innerhalb des E-Book-Marktes. Kinder- und Jugendbücher kommen nur auf 4,6 Prozent, Ratgeber auf 5 Prozent und Sachbücher/Lexika auf 4,2 Prozent.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels meldet in Kooperation mit GfK Entertainment halbjährlich die Entwicklung auf dem E-Book-Markt. Die Hochrechnungen der E-Book-Absätze und -Umsätze stammen aus dem GfK Consumer Panel Media*Scope Buch mit insgesamt 20.000 Personen. Sie sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren, für insgesamt 66,2 Mio. Menschen. Erfasst werden alle Käufe einzelner E-Books ab einem Verkaufspreis von 0,49 Euro.
Bitkom Research meldet: 37 Prozent der Deutschen lesen E-Books
Auch die Bitkom Research hat sich umgehört, und zwar im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Dabei wurden 1.006 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch befragt. Die Fragestellungen lauteten: „Lesen Sie zumindest hin und wieder gedruckte Bücher oder E-Books?“ und „Wie viel Geld geben Sie im Monat für das Kaufen oder Leihen von E-Books aus bzw. lesen Sie kostenlose E-Books?“
In der Pressemeldung von Bitkom Research vom 10. Oktober 2022 heißt es:
»Ob auf E-Reader, Smartphone oder Tablet: 37 Prozent der Menschen in Deutschland lesen mitunter E-Books – 10 Prozent lesen überwiegend E-Books, 13 Prozent digitale und gedruckte Bücher zu gleichen Teilen und 14 Prozent lesen zwar E-Books, bevorzugen aber die Print-Version. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Demnach nutzen vor allem unter 30-Jährige das digitale Bücherregal: In der Gruppe der 16- bis 29-Jährigen liest mehr als die Hälfte (56 Prozent) E-Books – 21 Prozent zu überwiegenden Teilen.
Unter Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren sind die digitalen Bücher eher weniger verbreitet: Jede oder jeder siebte (14 Prozent) nutzt sie, der Großteil der über 65-Jährigen (61 Prozent) greift aber ausschließlich zu gedruckten Büchern. „Viele Bücher-Fans genießen die Vorteile von E-Books: Sie müssen keine schweren Bücher herumtragen und der neu entdeckte Bestseller steht binnen Sekunden zum Lesen bereit“, erklärt Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology beim Bitkom. „Aber E-Books werden das gedruckte Buch nicht verdrängen.“ Egal ob Papier oder elektronisch: Insgesamt lesen 85 Prozent der Deutschen Bücher.«
In der Bitkom-Pressemeldung heißt es weiter: »Wer E-Books liest, kauft sie für gewöhnlich auch. 77 Prozent der Leserinnen und Leser von E-Books zahlen für den Kauf von digitalen Büchern. Fast drei von fünf Käuferinnen und Käufer (58 Prozent) geben zehn Euro oder mehr im Monat aus, 36 Prozent zahlen unter zehn Euro. E-Books zu leihen ist ebenfalls sehr verbreitet. Zwei Drittel der Leserinnen und Leser (65 Prozent) nutzen diese Option. Etwa die Hälfte von ihnen (49 Prozent) zahlt dafür monatlich zwischen fünf bis unter zehn Euro. 29 Prozent geben weniger als fünf Euro aus und 16 Prozent zehn Euro oder mehr. Kostenlose E-Books lesen 13 Prozent aller Nutzerinnen und Nutzer.«
Wie viele E-Books werden kostenlos ausgeliehen?
Interessant wäre zu wissen, wie viele E-Books nicht gekauft, sondern kostenlos ausgeliehen werden. Darüber gibt es leider keine Zahlen. Über Amazon oder die Onleihe kann man E-Books kostenlos ausleihen.
2022 bieten über 3.500 Bibliotheken die Onleihe an. Diese verzeichnete bereits 2019 – also schon vor der Cornona-Pandemie – »über 1 Million aktive Nutzer*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.«
Der finanzielle Schaden, der Autorinnen und Autoren dadurch entsteht, dürfte ebenfalls in die Millionen gehen.
Blogbild: Perfecto_Capucine, Pixabay