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Bücher oder E-Reader – Stiftung Warentest errechnet Ökobilanz

Branchen-News
Sandra Uschtrin
Buch und E-Book im Vergleich

Was ist besser für die Umwelt? Das Lesen eines Buches im Printformat oder als E-Book auf einem E-Reader? Stiftung Warentest hat es herausgefunden. Das Rennen macht eindeutig das E-Book.

In der Juli-Ausgabe 2025 des Magazins von Stiftung Warentest kann man nachlesen, was bisher niemand so genau wusste: E-Books zu lesen ist umweltschonender als Bücher zu lesen. 

Das herauszufinden war nicht einfach. Stiftung Warentest auf ihrer Website: »Exemplarisch untersuchten wir zwei E-Book-Reader mit hoher Markt­bedeutung, bildeten aus ihren Ökobilanzen den Durch­schnitts­wert und rechneten damit weiter. Im Vergleich: zwei unterschiedlich dicke und schwere Papierbücher (circa 655 und 395 Seiten) – jeweils als gebundenes Buch und Taschen­buch.
Bilanziert wurden Produktion, Trans­port, Nutzung und Entsorgung. Wir gewichteten Umwelt­folgen aus 18 Wirkungs­kategorien wie Klimawandel, Ozon­abbau, Fein­staub, Gewässerbelastung, Rohstoff- und Wasser­verbrauch und rechneten sie in Umwelt­schadens­punkte um. Je mehr Schadens­punkte, desto schlechter für die Umwelt.«

Das Ergebnis ist eindeutig: Wer Bücher liest – egal ob viele oder wenige –, tut der Umwelt mit einem E-Reader einen deutlich größeren Gefallen als mit dem Griff zum gedruckten Buch.

Stiftung Warentest hat bei den Berechnungen verschiedene Szenarien zugrunde gelegt. Leser*innen wurden in Viel- und Wenigleser unterteilt. Vielleserinnen wurden so definiert, dass sie jährlich zwölf Bücher lesen, »drei dicke mit je rund 655 Seiten und neun dünnere mit je rund 395 Seiten«. Wenigleserinnen schaffen nur drei Bücher pro Jahr, ein dickes und zwei dünnere. Den Bücherkonsum rechneten die Testerinnen auf fünf Jahre hoch und untersuchten dann, welches der Lese-Szenarien umweltverträglicher ist: das Lesen von Papierbüchern als Taschen­buch (Paperback) oder als gebundenes Buch (Hardcover) sowie das Lesen von E-Books auf dem E-Book-Reader.

Gedruckte Bücher belasten die Umwelt stärker

Der E-Reader kam auf nur 1,07 Umweltschadenspunkte, egal ob ein Viel- oder Wenigleser das Gerät verwendete. Das Taschenbuch erreichte 2,30 bis 8,74 Umweltschadenspunkte und das Hardcover 3,80 bis 14,77 Schadenspunkte, je nachdem ob es sich um Viel- oder Wenigleserinnen handelte.

Die Produktion klassischer Bücher belastet die Umwelt vor allem durch hohen Energie- und Wasserverbrauch, Chemikalieneinsatz bei der Papierherstellung und aufwendige Druckprozesse. Für jedes einzelne Buch fallen diese Belastungen erneut an. 

Ein Gerät, viele Bücher: E-Reader sind effizienter

Zwar ist die Herstellung eines E-Readers aufwendig – verbaut werden unter anderem seltene Erden und Metalle wie Gold und Silber, Kupfer oder Lithium – und die Geräte müssen aus Fernost geliefert werden. Doch diese Belastung fällt eben nur ein einziges Mal an, und der Stromverbrauch im Betrieb ist extrem gering.

So lässt sich die persönliche Ökobilanz verbessern

Wer umweltbewusst lesen möchte, kann schon mit wenigen Änderungen einiges bewirken. Die Stiftung Warentest gibt Tipps: So haben Taschenbücher eine bessere Ökobilanz als Hardcover. Noch besser: Bücher ausleihen oder mit anderen teilen. Auch eine korrekte Entsorgung – insbesondere von E-Readern – spiele eine wichtige Rolle.

Nicht untersucht: Autorenfreundlichkeit

Nicht untersucht hat die Stiftung Warentest, welches Leseformat für die Urheber*innen der Werke am besten ist. Bücher zu entleihen oder second hand zu kaufen ist leider extrem autorenunfreundlich, weil Autor*innen an diesen Exemplaren nichts verdienen. Das gilt leider auch für das digitale Entleihen über die Onleihe. Wer die Arbeit von Autorinnen und Autoren wertschätzen und sie finanziell unterstützen möchte, sollte seinen Lesestoff daher lieber kaufen. Die Nase vorn hat hier in der Regel das Hardcover. Dafür erhalten Autor*innen von ihren Verlagen je Exemplar etwa 8 Prozent vom Nettoladenverkaufspreis (das ist der Ladenpreis minus 7 Prozent Mehrwertsteuer). 

Blogbild: Myriams-Fotos, Pixabay