
Das Unwort des Jahres 2024 ist biodeutsch. Wer das Wort verwendet, tut so, als ob es biologisch echte und nicht echte Deutsche geben würde. Doch die gibt es nicht. Wohl aber gibt es Deutsche, die mit Sprache spalten und Menschen gegeneinander aufhetzen wollen.
Das Unwort des Jahres 2024 ist „biodeutsch“. Dies wurde im Januar 2025 von einer Jury auf der Grundlage von über 3000 Einsendungen entschieden.
Auf Platz 1: das Unwort biodeutsch
Hier die Pressemeldung, übertragen von ChatGPT in einfache Sprache (mit dem Prompt: »Bitte formuliere die folgende Pressemeldung um. Sie ist für viele, die nicht studiert haben, kaum zu verstehen. Bitte verwende einfache Sprache, sodass auch bildungsfernere Menschen verstehen, was gemeint ist.«):
Im Jahr 2024 wurde das Wort „biodeutsch“ immer häufiger in der Öffentlichkeit und in sozialen Medien verwendet. Mit diesem Begriff versucht man, Menschen aufgrund ihrer angeblichen „biologischen Herkunft“ in Gruppen einzuteilen, zu bewerten und auszugrenzen. Das Wort setzt sich aus „bio“ (als Abkürzung für „biologisch“) und „deutsch“ zusammen. Es vermittelt die falsche Vorstellung, dass Nationalität und „Deutschsein“ etwas mit der Biologie zu tun haben.
Ursprünglich wurde „biodeutsch“ als ironischer oder witziger Begriff verwendet, um sich über die Idee lustig zu machen, dass man „Deutschsein“ wie ein Bio-Siegel bewerten könnte. Doch in den letzten Jahren wird das Wort oft ernst und abwertend benutzt. Es wird verwendet, um Menschen, die keine deutschen Vorfahren haben, auszuschließen und zu sagen, sie seien „weniger deutsch“. Das ist eine Form von Rassismus.
Ähnliche Begriffe wie „Passdeutsche“ oder „echte Deutsche“ werden ebenfalls genutzt, um Menschen in „richtige“ Deutsche und „Deutsche zweiter Klasse“ einzuteilen. Solche Wörter stehen im Widerspruch zu der Idee, dass alle Menschen gleichwertig sind – unabhängig davon, woher ihre Familie ursprünglich kommt.
Die Jury kritisiert vor allem die ernsthafte und ausgrenzende Nutzung solcher Begriffe, weil sie andere Menschen abwertet und das Zusammenleben in einer gerechten und offenen Gesellschaft stört.
Original-Pressetext:
Der Ausdruck »biodeutsch« wurde im Jahr 2024 im öffentlichen und gesellschaftlichen Sprachgebrauch und insbesondere in den Sozialen Medien verstärkt verwendet, um Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich biologischer Abstammungskriterien ein zuteilen, zu bewerten und zu diskriminieren. »Biodeutsch« setzt sich aus dem Wortbildungselement »bio« und dem Eigenschaftswort »deutsch« zusammen, wobei »bio« eine Abkürzung für »biologisch« darstellt. Mit dem Wort »biodeutsch« wird eine rassistische, biologistische Form von Nationalität konstruiert.
Ursprünglich ironisch als satirischer Ausdruck verwendet, der mit dem Bio-Siegel als Güte-Siegel für ökologischen Anbau spielte, ist für »biodeutsch« seit mehreren Jahren eine sehr gedankenlose und unreflektierte, nicht-satirische, also wörtlich gemeinte Verwendung festzustellen. Dabei wird »Deutschsein« naturbezogen begründet, um eine Abgrenzung und Abwertung von Deutschen mit Migrationsbiographie vorzunehmen.
»Biodeutsch« steht zusammen mit den zugehörigen Substantiven »Biodeutsche«, »Biodeutscher« in einer Reihe mit weiteren Wörtern wie »Passdeutsche« oder »echte Deutsche«, die dazu dienen, Menschengruppen, die vor dem Gesetz gleich sind, ungleiche Eigenschaften zuzuschreiben und sie somit hierarchisch zu klassifizieren. Diese mit dem Gebrauch von biodeutsch einhergehende Unterteilung in angeblich »echte« Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse ist eine Form von Alltagsrassismus.
Die Jury kritisiert nicht den ironisch-satirischen, sondern den diskriminierenden Wortgebrauch, weil er gegen die Idee von demokratischer Gleichheit und Inklusion verstößt und eine Privilegierung der imaginären Gemeinschaft der »Biodeutschen« gegenüber Gruppen darstellt, die aus dem rassistischen Konstrukt der vermeintlichen »Biodeutschen« ausgeschlossen werden. Durch die nicht-ironische Verwendung des Wortes wird ein biologischer Zusammenhang von Nationalität und »Deutschsein« imaginiert, den es nicht gibt.
Unwort Platz 2 im Jahr 2024: „Heizungsverbot“
Hier die Pressemeldung, übertragen von ChatGPT in einfache Sprache (mit dem Prompt: »Bitte formuliere die folgende Pressemeldung um. Sie ist für viele, die nicht studiert haben, kaum zu verstehen. Bitte verwende einfache Sprache, sodass auch bildungsfernere Menschen verstehen, was gemeint ist.«):
Das Wort „Heizungsverbot“ wurde oft benutzt, um das neue Gebäudeenergiegesetz schlecht darzustellen, das seit dem 1. Januar 2024 gilt. Es klingt so, als würde das Heizen oder Heizungen komplett verboten. Das stimmt aber nicht.
Das Gesetz besagt lediglich, dass neue Heizungen, die mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas laufen, nicht mehr eingebaut werden dürfen. Stattdessen sollen umweltfreundlichere Heizungen genutzt werden, die zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ziel ist es, die Umwelt zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen. Der Begriff „Heizungsverbot“ führt deshalb in die Irre und sorgt für unnötige Ängste.
Original-Pressetext:
Der Ausdruck »Heizungsverbot« stellt eine irreführende Bezeichnung dar, die im Zusammenhang mit dem ab 1.1.2024 geltenden reformierten Gebäudeenergiegesetz verwendet wurde, um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren. Der Ausdruck ist irreführend, weil durch das Gebäudeenergiegesetz weder das Heizen noch Heizungen verboten werden.
Vielmehr wird der Neueinbau von Heizungssystemen, die fossile Brennstoffe verwenden, untersagt, und es werden stattdessen alternative Heizungssysteme gefordert, die umweltschonendere, zu mindestens 65% erneuerbare Energien verwerten.
Für das Jahr 2024 erhielt die Jury insgesamt 3172 Einsendungen. Es wurden 655 verschiedene Ausdrücke vorgeschlagen, von denen ca. 80 den Unwort-Kriterien der Jury entsprachen.
Unwort-Vorschläge können alle einreichen. Das geht online über ein Formular auf der Website von Unwort des Jahres.
Blogbild: Screenshot vom Duden