3 Fragen an Kerstin Hämke von mein-literaturkreis.de
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3 Fragen an:
mein-literaturkreis.de Gründerin Kerstin Hämke
1. Was genau kann man sich unter einem Literaturkreis vorstellen? Wie entstand die Idee, offline Literaturkreise online zu bringen?
In den USA und in Großbritannien sind »Book Clubs« schon lange populär. Doch auch im deutschsprachigen Raum schließen sich immer mehr Bücherbegeisterte zu Literaturkreisen zusammen, um gemeinsam zu lesen und zu diskutieren.
Ein Literaturkreis, manche sprechen auch von »Lesekreis«, kommt zustande, sobald sich einige Menschen verabreden, bestimmte Bücher zu lesen und bei regelmäßigen Treffen darüber zu diskutieren. Viele Gruppen treffen sich privat, andere werden öffentlich etwa von Volkshochschulen, Kirchengemeinden, Stadtbüchereien, Buchhandlungen oder Literaturhäusern angeboten.
Ich bin selbst seit über 14 Jahren Mitglied eines Literaturkreises. In unserer Gruppe bewegt uns immer die Suche nach dem nächsten Buch, das Ansatzpunkte für eine gute Diskussion bietet. Und da helfen Bestsellerlisten wenig, da diese oft den Massengeschmack abbilden. Da ich im Internet keine Buchempfehlungen und Informationen für Literaturkreise fand, habe ich solch eine Seite selbst konzipiert.
2. Welche Vorteile haben Literaturkreise, die sich bei Ihnen anmelden?
Die Webseite ist die Internet-Community für alle, die gerne gemeinsam lesen und diskutieren. Hier finden die über 300.000 Literatur- und Lesekreismitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz Lektüreempfehlungen, Tipps zur Gründung und Organisation, Infos zu literarischen Themen (Buchpreise, Literatursendungen, Literaturfestivals) sowie Möglichkeiten zum interaktiven Austausch. Im Mittelpunkt stehen Bücher – nicht die »seichte« Urlaubslektüre, sondern Bücher, über deren Inhalt und Stil es sich lohnt zu diskutieren. Dabei zählt eher die Klasse als die Masse. Gelesene Bücher können bewertet werden – so entsteht eine »Bestenliste« besonders empfehlenswerter Bücher für Literaturkreise und damit Anregungen für das nächste zu lesende Buch. Nutzer können die vorgestellten Bücher bewerten und kommentieren, Favoriten vorschlagen und ihre Erfahrungen online austauschen. Monatlich werden mehrere Buchpakete in den Rubriken Buch, Autor oder Thema des Monats an Literaturkreise verlost. Wer einen eigenen Literaturkreis aufbauen möchte, erhält auf der Webseite Tipps, wo man Gleichgesinnte findet, wie man bei der Lektüreplanung vorgeht und eine Diskussion ebenso lebendig wie ausgewogen gestaltet. Darüber hinaus bietet die Webseite zukünftig Online-Leserunden an und Lesekreise haben bald die Möglichkeit sich über eigene Profilseiten zu organisieren.
3. Sind AutorInnen auf mein-literaturkreis.de erwünscht und falls ja, wie können sie sich einbringen?
AutorInnen sind auch LeserInnen. Und diese finden auf der Webseite neben Buchempfehlungen auch viele Literaturinfos zu aktuellen Literatursendungen, Literaturfestivals, Buchmessen, Literaturpreisen, etc.
Als Mitglied in einem Literaturkreis lernen AutorInnen ihre Zielgruppe »LeserInnen« besser kennen und erleben wie sich diese ein Buch erschließen. Falls es keinen passenden Literaturkreis gibt, kann auch eine eigene Gruppe gegründet werden. Auch ein Lesekreis, dessen Mitglieder alle selbst AutorInnen sind, wäre denkbar; eigene Werke (oder Entwürfe), die gelesen und diskutiert werden, können mit der Diskussion über Bücher bereits bekannter Autoren abwechseln.
Viele AutorInnen betreiben eigene Webseiten. Diese sollten nicht nur als Werbeplattform für das Buch genutzt werden, sondern LeserInnen die Möglichkeit geben, den Autor und das Buch besser zu verstehen. Dazu sind hilfreich: Interview bzw. Hinweise zum Hintergrund des Buches, zusätzliche Informationen zum Autor, die über die Biographie hinausgehen, aber auch die Möglichkeit für Leser dem Autor Fragen zu stellen. Ein gutes Beispiel ist der Bereich für »book clubs« auf der Webseite von Christina Baker Kline (Bestsellerautorin aus den USA): www.christinabakerkline.com/book-club/
Bonusfrage: Welches Buch lesen Sie gerade und wie gefällt es Ihnen?
Ich habe gerade zwei ganz unterschiedliche Bücher gelesen, die ich nicht nur Lesekreisen, sondern jedem anspruchsvollen Leser empfehlen kann.
‚Der wiedergefundene Freund‘ von Fred Uhlman (Diogenes Verlag):
Sowohl das Buch wie auch der Autor sind in Deutschland leider wenig bekannt. Der Roman handelt von zwei 16-jährigen Jungen, einer aus einer jüdischen Familie, der andere aus einer reichen Adelsfamilie. Zwischen den beiden entsteht eine innige Freundschaft. Ein Jahr später – es ist das Jahr 1933 - ist die Beziehung zerbrochen.
Das Buch fand ich fantastisch und außergewöhnlich! Kurz, intensiv und mit einer Dynamik und einem Ende, das einen sprachlos zurücklässt. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst!
‚Der Zug der Waisen‘ von Christina Baker Kline (Goldmann Verlag):
Christina Baker Kline gelingt es die Vergangenheit und Gegenwart zweier – auf den ersten Blick gegensätzlicher – Frauen miteinander zu verweben: Vivian ist über 90 Jahre alt, Molly gerade 17; die Ältere wohlhabend, die Jüngere hat noch nicht mal Geld für ein Buch. Und doch teilen sie ein gemeinsames Schicksal: Beide wurden in ihrer Jugend von einer Pflegefamilie zur anderen weitergereicht. »Der Zug der Waisen« nimmt mit auf eine Reise durch die Vergangenheit und die Gegenwart dieser Frauen. Und führt am Ende beider Leben zusammen. Ein Buch über die Suche nach Liebe und Freundschaft, über Verlust und Wiederfinden. Und eine Geschichte über die unglaubliche Anpassungsfähigkeit des Menschen, gerade in schwierigen Situationen. Dramatisch und emotional, aber nie kitschig.
Weitere Infos zum Buch und der Autorin (inkl. Leseprobe) finden sich auch auf www.mein-literaturkreis.de/blog/buch/christina-baker-kline-der-zug-der-w....