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Interview mit Lea Korte

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Lea Korte bietet Online-Schreibkurse an. Sie hat unter anderem mehrere historische Romane geschrieben und gibt nun ihr Wissen weiter.

1. Du bietest seit drei Jahren Online-Autorenkurse an. Was hat dich dazu bewogen und was unterscheidet deine Kurse von anderen?

Die Online-Autorenkurse habe ich entwickelt, weil ich immer öfter Texte von Nachwuchs-Autoren mit der Bitte zugeschickt bekommen habe, ihn mir doch „mal eben“ anzusehen und zu sagen, was sie noch verbessern könnten. Mit drei Tipps ist es in der Regel aber nicht getan. Den meisten fehlte das nötige Handwerkszeug (Wwie baut man Spannung auf? Wie schreibt man bildhaft? Wie entwickelt man fesselnde, in sich kohärente Figuren?). Und wie man einen Plot, eine Romanstruktur, so aufbaut, dass eine runde Geschichte daraus entsteht, kann man genauso wenig „mal eben kurz“ erklären. Also habe ich einen Kurs entwickelt, in dem man genau diese zwei Dinge gleichzeitig lernt: das Schreiben und das Entwickeln eines tragfähigen Plots. Ich denke, eben diese Zweigleisigkeit, das Lernen am eigenen Projekt unter Einbeziehung der Projekt- und Figurenentwicklung ist es, was ihn von anderen Kursen unterscheidet. Und dass wir dank unseres Forums auch als Gruppe zusammenarbeiten können.

2. Du schreibst unter anderem historische Romane und hast vier Kinder. Wie bekommst du alles unter einen Hut? Welche Tricks kannst du empfehlen, wenn es um die Strukturierung der Arbeit einer Autorin geht?

Wie ich alles unter einen Hut bekomme? Nun, ich habe einfach einen besonders großen Hut gewählt. Spaß beiseite, es spielen schon auch noch ein paar andere Dinge eine Rolle. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass man sich organisiert – und dazu gehört ganz simpel auch Selbstdisziplin, denn die besten Pläne helfen wenig, wenn man sich nicht an sie hält. Und die Basis hiervon ist, dass man lernen muss, sich selbst zu motivieren. Genau diese Punkte spielen auch beim Schreiben eine - oft unterschätzte - Rolle. Eine zweite Voraussetzung ist, dass mir das alles richtig viel Spaß macht! Ohne diesen Spaß, die Liebe zum Schreiben, die Leidenschaft beim Tüffteln an Plots, der Suche nach immer noch  besseren Ideen und das unermüdliche Hinterfragen von Figuren, würde das alles kaum gehen.

Wie man seine Arbeit am besten strukturiert? Zunächst sollte man aufhören, sich von Ausreden von der Arbeit abhalten zu lassen. Die Wäsche ist noch nicht abgehängt? Na und? In zwei Stunden wird sie da auch noch hängen. Eigentlich wollte man schon längst mal googlen, was ein Flug nach Traumhausen kostet? FINGER WEG vom Internet! – Jetzt wird geschrieben – alles andere kommt später dran, und zwar erst dann, wenn man so und so viele Seiten geschrieben hat. Erst dann steht man wieder auf. Ich schreibe übrigens oft im Café, ganz schlicht mit der Hand. Und rühre mich von dort nicht weg, bis ich meine Seitenzahl zusammenhabe. Und da ich weiß, dass zu Hause auch noch viel Arbeit auf mich wartet (von den Mails und den Hausaufgaben meiner Autorenschüler angefangen über die Ansprüche der „echten“ Kinder), habe ich zugleich den nötigen Druck, jetzt wirklich „zu Potte“ zu kommen. Gerade dieser Druck hilft mir, aus meiner Zeit das Optimum herauszuholen. Man muss sich einen Tagesplan machen – und ihn einhalten, komme da, was wolle.

3. Welchen Tipp würdest du als Schreibtrainerin und erfahrene Autorin Jungautoren mit auf den Weg geben? Woran sollten sie arbeiten?

Vor allem: Sie sollen arbeiten - das Träumen hilft nämlich  nicht. Nicht: „Ich würde ja so gern ...“ – sondern es tun! Schreibt, schreibt, schreibt, und das täglich. Und wenn es nur eine halbe Stunde ist, aber die jeden Tag! Und das Überarbeiten nicht vergessen. Ein guter Text entsteht nicht durch den Kuss der Muse, sondern durch zähes Überarbeiten. Wobei es auch wichtig ist, einen Text immer wieder einmal beiseite zu legen – zwei, drei Wochen lang. Und dann muss man ihn wieder überarbeiten. Genies fallen nicht vom Himmel. Sie arbeiten einfach verdammt viel. ;-)

Und ebenso wichtig ist es zu lesen – und zwar kritisch zu lesen. Sich anzuschauen, wie andere Autoren schreiben, wie sie Figuren einführen, wie sie Spannung aufbauen. Auch Schreibgruppen können helfen, die gegenseitige Kritik schärft den Blick für die Texte der anderen – und für die eigenen.

Bonusfrage: Welches Buch liest du gerade und wie gefällt es dir? 

Ich lese gerade zwei Bücher: „Eine Handvoll Worte“ von Jojo Moyes und „Fünf“ von Ursula Poznanski. Beides sind sehr gute, sehr sauber geschriebene Roman von Autorinnen, die ihr Handwerk verstehen.